Nahwärme-Leitungen werden unterirdisch verlegt, um eine Nachbarschaft mit Nahwärme zu versorgen.

Was ist Nahwärme? Kosten, Vor-/Nachteile und mehr

Durch Nahwärme können Gebäude über externe Heizungsanlagen mit Energie versorgt werden. Aber was ist Nahwärme eigentlich genau? Wir geben Ihnen einen Überblick über die Funktionsweise und den Aufbau, zeigen Ihnen die Vor- und Nachteile auf und informieren Sie über passende Energieträger und Alternativen.

Nahwärme im Überblick

Was ist Nahwärme?

Nahwärme ist Wärme, die in größeren externen Heizungsanlagen erzeugt wird und durch vorwiegend unterirdisch verlegte Rohrleitungen zu Gebäuden geführt wird. Bei Nahwärme handelt sich also um eine Art der zentralen Wärmeversorgung – im Gegensatz zur dezentralen Wärmeversorgung von Gebäuden mithilfe von Heizungsanlagen, die direkt vor Ort installiert sind.

 

Wie wird Nahwärme erzeugt?

Nahwärme kann auf unterschiedliche Arten erzeugt werden:

  • Verbrennung fossiler Energieträger (Kohle, Gas, Öl)
  • Müllverbrennung
  • Industrielle Produktion (Auskopplung der Wärme, die zum Beispiel bei der Produktion von Stahl entsteht)
  • Solarthermie (direkte Wärmeerzeugung oder Unterstützung)
  • Erzeugung durch Großwärmepumpe

Viele Nahwärmenetze in Deutschland werden auch mit Flüssiggas versorgt. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Vorteile einer Energieversorgung durch Nahwärme mit Flüssiggas.

Zu mehr als 80 % werden Nahwärme und auch die ähnlich funktionierende Fernwärme in Deutschland in Anlagen erzeugt, die über Technik zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) verfügen; vor allem Heizkraftwerke. Dieses Prinzip erklären wir Ihnen anschaulich auf unserer Seite Flüssiggas-BHKW: Funktion, Vorteile, Kosten, Vergleich.

 

Nahwärme Deutschland: Statistik

Im Jahr 2021 hat die Nah-/Fernwärmemenge, die in Deutschland produziert wurde, abzüglich Netzverlusten etwa 10 % des bundesweiten Wärmeverbrauchs gedeckt.
Geschätzt setzte sich die Erzeugung von Fern- und Nahwärme nach Energieträgern 2022 wie folgt zusammen:

 

Diagramm: Nettowärmeerzeugung in Deutschland nach Energieträgern 2022.

Nettowärmeerzeugung (Fern-/Nahwärme einschl. Einspeisungen von Industrie/Sonstigen) in Deutschland nach Energieträgern 2022 (vorläufig) | Quellen: Destatis, BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. | Stand: Mai 2023.

 

Die Bundesregierung strebt einen weiteren Ausbau der Fern- und Nahwärmeversorgung an, dabei sollen mehr erneuerbare Energien einbezogen werden. Hier spielet auch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) eine große Rolle: Die kommunale Wärmeplanung gibt Bürgern bald eine klare Auskunft darüber, ob sie in den nächsten Jahren mit einem Nah- oder Fernwärmeanschluss rechnen können oder sich lieber nach alternativen Technologien umsehen sollten.

 

Wie funktioniert Nahwärme?

Nahwärme wird zentral erzeugt und durch wärmegedämmte Rohrleitungen zu den Verbrauchern geliefert. Nachfolgend ein beispielhafter Überblick mit einem Blockheizkraftwerk als Wärmeerzeuger:

 

Schaubild, das die Frage Wie funktioniert Nahwärme? beantwortet.

 

  1. Die Wärme wird erzeugt und über den Energieträger Wasser (80 bis 120 °C heiß; optional als Dampf) in das Leitungsnetz eingespeist.
  2. Mithilfe von Pumpen wird die thermische Energie zu den angeschlossenen Gebäuden geleitet.
  3. Durch Hausanschlüsse gelangt sie aus dem Nahwärmenetz zu Wärmeübergabestationen innerhalb der einzelnen Häuser. Diese Geräte verteilen die übertragene Wärme zum Heizen und zur Warmwasserbereitung im Gebäude.
  4. Das Wasser, das aus dem Heizkreislauf abgekühlt zur Wärmeübergabestation zurückfließt, kann dort wieder neue thermische Energie aufnehmen.

Hinweis: Die Wärmenetze, durch die das erhitzte Wasser zur Übertragung der Energie für Nah- und Fernwärme fließt, sind nicht mit anderen Versorgungsnetzen für netzabhängige Energieträger zu verwechseln. Wärmenetze sind meist weniger umfangreich als Versorgungsnetze für Energieträger wie z. B. Erdgas. Dazu leiten sie nicht direkt den Energieträger an die Zielgebäude weiter, sondern übertragen nur die entstandene thermische Energie über ein Leitmedium.

 

Was ist der Unterschied zwischen Nahwärme und Fernwärme?

Der Unterschied zwischen Nahwärme und Fernwärme besteht vor allem in der Größe bzw. der Leistungsfähigkeit des Wärmeerzeugers und dem Umfang des Gebiets, das dieser versorgt. So ist die Versorgung mit Nahwärme oft auf einen Stadtteil, eine Siedlung oder ein Industriegebiet begrenzt und das Wärmenetz verfügt in den meisten Fällen über einen Radius von lediglich einem Kilometer. Wenn die Leitungen zur Distribution der Wärme mehr als einige hundert Meter lang sind, dann wird von einem Fernwärmesystem gesprochen.

Die Möglichkeiten der Wärmeerzeugung, die Technik der Wärmeverteilung usw. sind jedoch bei Nahwärme und Fernwärme identisch; auch rechtlich gesehen bestehen keine Unterschiede (Nahwärme gilt als Fernwärme, zum Beispiel bezogen auf die Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVBFernwärmeV)).

 

Woher kommt Nahwärme?

Die Versorgung mit Nah- und Fernwärme ist räumlich begrenzt, um die Wärmeverluste auf dem Weg von der Erzeugung über den Transport bis zur Nutzung durch die Verbraucher so gering wie möglich zu halten. Bei vielen Nahwärmenetzen sind die Leitungen von der Energiequelle zum Verbraucher nur wenige hundert Meter lang. Gebäude, die mit Fernwärme versorgt werden sollen, liegen oft in einem Radius von bis zu 30 Kilometern um die Anlage der Wärmeerzeugung.

 

Ist Nahwärme Gas oder Öl?

Nein – Nahwärme ist ein Produkt von Gas, Öl und weiteren Energieträgern. Siehe dazu unsere Antwort auf die Frage Wie wird Nahwärme erzeugt? oben.

 

Brauche ich eine Nahwärme-Heizung?

Nein, für die Nutzung von Nahwärme wird keine eigene Heizung gebraucht; die thermische Energie gelangt direkt vom zentralen Produktionsort durch Rohrleitungen zum Verbraucher. Stattdessen ist ein Wärmetauscher nötig – siehe dazu auch unsere Antwort auf die Frage Wie funktioniert Nahwärme? oben.

 

Welche Nahwärme-Anbieter gibt es?

Bundesweit gab es Ende 2021 insgesamt 566 Nah- und Fernwärmeversorgungsunternehmen. Allerdings bedeutet das keine Auswahl für den Verbraucher: Da die Versorgungsnetze der Anbieter lokal begrenzt sind, können Verbraucher diese nicht wie bei Erdgas, Heizöl oder Flüssiggas selbst wählen.

 

Was ist kalte Nahwärme?

Kalte Nahwärme ist eine besondere Art der Energieübertragung durch Nahwärme und unterscheidet sich in einigen Faktoren von der konventionellen Nahwärme. Wie auch bei normalen Wärmenetzen zirkuliert hier temperiertes Wasser durch (unterirdische) Rohrleitungen. Jedoch ist die Wassertemperatur bei der kalten Nahwärme deutlich geringer und liegt nur bei etwa -5 bis 20 °C. Da diese Temperaturen nicht ausreichend sind, um ein Gebäude zu beheizen, muss vor Ort zusätzlich eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe eingebaut werden, die das Wasser auf die nötige Temperatur erwärmt. Der Vorteil dieser Technik ist jedoch, dass mit kalter Nahwärme auch Gebäude gekühlt werden können.

 

Nahwärme-Kosten

Was kostet Nahwärme?

Wie bei Erdgas setzt sich der Nahwärmepreis aus einem Grundpreis (auch Anschlusswert oder Leistungspreis genannt) und einem Arbeitspreis für den tatsächlichen Energieverbrauch zusammen. Die Nahwärme-Kosten bzw. der Endpreis setzt sich zu etwa 25 % aus dem Grundpreis und zu etwa 75 % aus dem Arbeitspreis zusammen. Da es sich bei der Nahwärmeversorgung um lokal begrenzte Angebote handelt, variieren die Preise von Nahwärmenetz zu Nahwärmenetz stark – selbst innerhalb derselben Stadt.

 

Was kostet der Anschluss an ein Nahwärmenetz?

Die Kosten für den Anschluss an ein Nahwärmenetz bzw. den Wechsel von einer bestehenden Heizlösung zur Nahwärmeversorgung können circa 8.000 bis 15.000 € betragen. In dieser Summe enthalten sind die Kosten für:

  • Entsorgung alter Heizungsanlage
  • Anschluss an das Nahwärmenetz
  • Kauf und Installation Wärmeübergangsstation
  • Einstellung Wärmeverteilung

Die genauen Kosten können stark variieren, da Bedingungen wie die Komplexität des Projektes, eingesetzte Technik, Standortvoraussetzungen, Anschlussnehmerzahl und Leitungslänge des Wärmenetzes eine große Rolle spielen.

 

Gibt es eine Förderung für Nahwärme?

Manche Nah- und Fernwärme-Anbieter – zum Beispiel Stadtwerke – sowie Kommunen fördern den Anschluss an das Wärmenetz. Besonders gute Chancen auf Förderung haben Projekte, die sich für die umweltfreundliche Nutzung von Nahwärme entscheiden: Auch durch die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) wird der Neubau von Wärmenetzen mit hohen Anteilen an erneuerbaren Energien gefördert.

Die genauen Beträge sind abhängig vom Projekt, aber einige Förderungen können Beträge in Höhe mehrerer tausend Euro einbringen. Für ein konkretes Förderangebot sollten sich Interessierte direkt bei dem Wärmenetz-Anbieter informieren, in dessen Versorgungsgebiet ihr Gebäude liegt.

 

Nahwärme: Vor- und Nachteile

Ist Nahwärme gut oder schlecht?

Wie jede andere Heizlösung auch bietet die Versorgung mit Nahwärme Vor- und Nachteile, die jeder Verbraucher individuell abwägen sollte. Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Vor- und Nachteile von Nahwärme vor:

 

Vorteile Nahwärme

Der Hauptvorteil der Versorgung mit Nahwärme liegt darin, dass der Verbraucher keine Heizungsanlage braucht. So entfällt die Investition in die Heiztechnik und gegebenenfalls dazu nötige Umfeld- und Sanierungsmaßnahmen, das Gebäude wird nicht optisch beeinträchtigt (zum Beispiel durch eine Wärmepumpe) und es bleibt mehr Platz im Gebäude – auch weil für die Nutzung von Nahwärme kein Energieträger wie zum Beispiel Pellets bevorratet werden muss. Stattdessen wird für die Nutzung von Nahwärme lediglich eine kompakte Wärmeübergabestation benötigt, deren Wartung einmal jährlich empfohlen wird, aber nicht vorgeschrieben ist. Nutzer profitieren also von der zentralen Wärmeerzeugung, für die in den meisten Fällen die effiziente Kraft-Wärme-Kopplung genutzt wird, im Idealfall durch den Einsatz erneuerbarer Energie.

Keine Heizungsanlage/Energieträger nötig

Mehr Platz im Gebäude

Keine optische Beeinträchtigung des Gebäudes

Prüfungen der Wärmeübergabestation optional

Meist effiziente Kraft-Wärme-Kopplung

Teils Erzeugung durch erneuerbare Energien

 

Nachteile Nahwärme

Ein wesentlicher Nachteil der Versorgung mit Nahwärme ist, sie nicht für jeden Verbraucher zur Verfügung steht: Wärmenetze sind vor allem in dicht besiedelten Kommunen und Siedlungen vorhanden, Verbraucher in ländlichen Regionen sind auf andere Lösungen angewiesen. Falls ein Wärmenetz vorhanden ist, müssen Kunden für den Anschluss Kosten in vier- bis fünfstelliger Höhe tragen und für ihre Versorgung langfristig an den Anbieter binden, der das örtliche Netz betreibt. Damit sind Verbraucher nicht nur von der Preisgestaltung des Nahwärmeversorgers abhängig, sondern auch von seiner Zuverlässigkeit. Mit der fehlenden Auswahl zwischen Anbietern kann der Verbraucher auch nicht die Art der Erzeugung seiner Nahwärme wählen – in den meisten Fällen wird Erdgas oder Kohle einsetzt, der Anteil erneuerbarer Energien ist deutlich geringer (siehe dazu Nahwärme Deutschland: Statistik oben).

✘ Nicht für alle Verbraucher verfügbar

✘ Hohe Anschlusskosten

✘ Keine Wahl des Nahwärme-Anbieters (Preis, Zuverlässigkeit)

✘ Wärmeverluste auf dem Weg zum Verbraucher

✘ Energieträger nicht selbst wählbar; in vielen Fällen noch fossile Energie genutzt

Ob Nahwärme gut oder schlecht ist, sollte jeder Verbraucher individuell abwägen – gerade im Vergleich mit anderen Energielösungen, die ihm zur Wahl stehen.

 

Nahwärme mit Flüssiggas: netzunabhängig und zukunftsfähig

Wenn sich die Möglichkeit bietet, Energie aus einem lokalen Nahwärmenetz zu beziehen, kann dies viele Vorteile bringen. Nahwärmenetze sind eine Lösung, um die künftige Energieversorgung zu sichern und in diesem Zuge die Nutzung erneuerbarer Energien auch denjenigen Bürger zu ermöglichen, die sich keine eigene Technik zur Nutzung erneuerbarer Energie leisten können.

Interessierte sollten sich jedoch vor der Entscheidung für diese Energieversorgung genau informieren und alle Vor- und Nachteile abwägen. Die sowohl die Berechnung der Kosten als auch die Verfügbarkeit des Energieträgers für die Versorgung können große Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen ein Nahwärmenetz sein.

Ein Nahwärmenetz mit Flüssiggas bietet sich in vielen Fällen an, dank dieser und weiterer Vorteile:

  • Unabhängigkeit von Versorgungsnetzen: Flüssiggas im Gegensatz zu anderen Energieträgern immer genau nach Bedarf und komplett unabhängig von Versorgungsnetzen geliefert werden. Deswegen eignet sich der Energieträger gut für den Einsatz in abgelegenen und ländlichen Regionen.
  • Flexible Erweiterung der Energieversorgung: Bestehende Netze können flexibel durch die Anschaffung weiterer Flüssiggastanks erweitert werden, wenn die Anforderungen des Wärmenetzes sich verändern sollten.
  • Ideal für Blockheizkraftwerke (BHKW): Flüssiggas eignet sich ideal für die effektiven und leistungsstarken BHKW, mit denen Nahwärmenetze oft betrieben werden.

Mehr darüber, warum sich eine Energieversorgung mit Flüssiggas anbietet, finden Sie auf unserer Seite: Heizen mit Flüssiggas: Alle Vorteile im Überblick.

Eigenes Nahwärmenetz mit Flüssiggas: So geht’s

Wer großes Interesse an einer Energieversorgung mit einem Nahwärmenetz hat, jedoch keine verfügbaren Wärmenetze in seiner Region nutzen kann, der kann auch sein eigenes Projekt starten. Dazu sollte zuerst ein Überblick darüber hergestellt werden, ob in der Nähe ausreichend weitere Interessenten zu finden sind. Danach kann eine direkte Anfange an den oder die Wärmenetz-Anbieter der Wahl gestellt werden.

Der Zusammenschluss mehrerer Verbraucher zu einem eigenständigen Versorgungsnetz kann für verschiedenste Anliegen vorteilhaft sein: Beispielsweise für große Wohngebäude, Wohnquartiere oder Campingplätze. Noch mehr über die Umsetzung eines eigenen Wärmenetzes finden Sie auf unserer Seite: Flüssiggas fürs Camping: Netzversorgung statt Flaschen.

 

Gute Alternative: direkte Versorgung mit Flüssiggas

Fern- und Nahwärme wird auch in Zukunft nicht für jeden Verbraucher verfügbar sein – gerade in Siedlungen oder ländlichen Regionen, in denen der Bau und Betrieb von Nah- und Fernwärmenetzen zu unrentabel und zu unwirtschaftlich wäre. Gerade hier sind netzunabhängige Heizlösungen gefragt, welche zum einen den gestiegenen Anforderungen an die Nutzung erneuerbarer Energien nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) gerecht werden und zum anderen ihren Nutzern ein Höchstmaß an Versorgungssicherheit bieten.

Für Verbraucher, die keinen Anschluss an ein Wärmenetz haben oder zugunsten einer höheren Versorgungssicherheit lieber energieautark versorgt werden wollen, bieten sich Heizlösungen mit Flüssiggas an: ein bewährter Energieträger, der auf Bestellung per Tankwagen zum Kunden geliefert und in einem Flüssiggastank direkt auf seinem Grundstück gelagert wird.
Zudem haben auch Flüssiggasnutzer den Klimaschutz selbst in der Hand: Zum einen mithilfe der biogenen Variante Bio-Flüssiggas, die von ausgewählten Flüssiggasanbietern angeboten wird. Damit lässt sich ab 2024 auch die 65 % Regelung ganz einfach erfüllen.

 

Sie interessieren sich für eine netzunabhängige und zukunftsfähige Versorgung mit (Bio-)Flüssiggas oder für ein Nahwärmenetz mit Flüssiggas? Melden Sie sich gern bei uns: per E-Mail an info@fluessiggas.de oder telefonisch unter 02151 – 917 3029.

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